Gebrannte Kinder: Psychothriller (German Edition) by Vogt Inca

Gebrannte Kinder: Psychothriller (German Edition) by Vogt Inca

Autor:Vogt, Inca [Vogt, Inca]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-12T16:00:00+00:00


Ich weiß vermutlich, wer der Gesuchte ist und melde mich bei dir.

***

Er war mit einer düsteren Innenschau beschäftigt, während er das Redaktionsgebäude beobachtete. Ohne Reue würde er sein scheinbar aufregendes Leben gegen das eines Familienvaters tauschen. Er sehnte sich nach Normalität, nach allem, worüber sich die Kumpels im Sportclub beschwerten. Ein Spießerleben, eine Frau, Kinder und Schwiegereltern, die man sonntags besuchte.

Sein Aussehen, sein Ansehen in Sportlerkreisen, sein gefülltes Bankkonto bedeuteten ihm nichts. Einzig seine Tätigkeit als Tierpfleger verschaffte ihm die begehrte Befriedigung und Bodenhaftung.

Vor drei Jahren hatte er seinen Trainerschein als Personaltrainer gemacht. Seine ersten Kunden waren gelangweilte Hausfrauen aus dem Sportclub gewesen. Er hatte ihnen geholfen, Fettpolster effektiv abzutrainieren und arbeitete ein persönlich abgestimmtes Programm aus, dass ihre Ernährung und Bewegung so auslotete, dass sie in Form kamen und blieben. Über Empfehlungen war sein Kundinnen-Stamm gewachsen. Eine Stunde bei dem blonden Fitnesstrainer galt als Geheimtipp. Zu seiner Klientel, die ihn für mindestens 200 Euro pro Stunde buchte, gehörten B- und C-Sternchen, die ihn eifrig weiterempfahlen. Der Job war eine Gelddruckmaschine.

Von dem Geld hatte er sich die Dachwohnung im Frankfurter Stadtteil Fechenheim gekauft. Sie war sein einziger Luxus. Er besaß nur ein altersschwaches VW-Cabrio, das meist abgedeckt in der Garage stand. Unterwegs war er mit dem Tierschutzbus, dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Er ernährte sich gesund, trieb viel Sport und verband seine Outdooraktivitäten mit Gassirunden für die Hunde des Tierheims.

Heute war er alleine unterwegs, ein Single, der abhing oder auf der Jagd nach einem Abenteuer war. Dass er keinen Wert auf Gesellschaft legte, kaschierte er hinter einem charmanten Lächeln, an dem seine Augen nicht beteiligt waren. Er gestattete sich weder Affären mit den Ehefrauen, noch mit den männlichen Kunden, die ihm Avancen machten. »Nicht im Job«, war seine Entschuldigung.

Was hinter seiner strahlenden Fassade rumorte, ahnte niemand. Sogar er hatte es verdrängt. Bis die Meldung von den Briecherts auftauchte. Bis Erich ihm Fragen stellte. Bis ihn die Vergangenheit wie ein Bumerang zurückwarf.

Er hatte die vertrauten Schauplätze aufgesucht und war am Ende durch die klosterumgebenden Wälder gestreift. Abstand haltend zu dem Gemäuer, vor dem ihm graute.

Dort lauerte die Dunkelheit. Erst nach Jahren war ihm aufgegangen, wieso seine Erlebnisse im Kloster ihm mehr zu schaffen machten, als die Zeiten auf dem Aussiedlerhof. Es war der Raub seiner einzigen Zufluchtsstätte, die er im Glauben an ein göttliches Wesen gefunden hatte. Die dunkle Frau hatte ihm selbst das genommen, ersetzt durch ein Trauma, das ihn jetzt einholte.

Als der Inbegriff des Bösen ihm bei seinen Streifzügen unvermittelt gegenüberstand, rissen alte Wunden auf. Die gebeugte, verschrumpelte Gestalt hatte sich wie eine Zecke in seinem Gemüt festgebissen.

Ihn fröstelte in der warmen Julisonne. Das trügerische Abbild der heilen Welt verschwand.

Er war dort. Sah sie auf dem abgelegenen Waldweg. Sie schlug ein Kreuz, schlug weiter auf sich ein. Die Rute hatte er ihr abgenommen, hatte versucht, mit ihr zu reden, sie zu konfrontieren mit allem, was ihm auf der Seele lastete.

Sie hatte geschrien: »Weiche von mir, Satan …«, bevor er sie packte und schüttelte.

Mit heruntergerissenen Gewändern hatte sie sich ihm dargeboten.



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